Kath. Kirchenchor Cäcilia

Der älteste Verein in Lauterbach, ja der Stadt Völklingen überhaupt, ist der Kirchenchor Cäcilia Lauterbach. Wenn auch keine offizielle Gründerurkunde vorliegt, so ist seine erstmalige Erwähnung bei der Mitgestaltung des Einführungsgottesdienstes für Pfarrer Julius Moll im Oktober 1860 Zeugnis für seine zu diesem Zeitpunkt gegebene Existenz.

Die aus der Pfarrchronik des Jahres 1860/61 zu entnehmende Gottesdienstordnung
enthält folgenden Wortlaut:

„Der Gottesdienst an Sonn- und Feiertagen beginnt Sommer und Winter um 1/2 10 Uhr. An Werktagen beginnt die heilige Messe im Winter um 1/2 8 Uhr, im Sommer um 1/2 7 Uhr. Begräbnis und Hochzeitsämter werden gewöhnlich um 1/2 10 Uhr abgehalten.

Chorknaben und Chormädchen gehen in der Messe kommunizieren. Oben auf der Emporkirche ist ebenfalls den Chorsängern freier Platz gewährt. Auch Mädchen wurden zum Chor zugelassen, da sonst kein Chor in Lauterbach zu bilden gewesen wäre!“

Diese Chorknaben und Mädchen waren mit ziemlicher Sicherheit auch Schüler und Schülerinnen der örtlichen Volksschule. Nachdem der damalige Pfarrer auch die Aufsicht über die Schule ausübte und der Lehrer gleichzeitig Organist sein musste ist klar, wie der Kirchenchor entstanden ist. Der erste namentlich erfasste Organist und Chorleiter war der Oberlehrer Franz Haß, der das Amt des Organisten und Chorleiters mehr als 30 Jahre  ausübte ( 1861 – 31.12.1897 ).

Wie aus den damaligen Kirchenbüchern hervorgeht, gab es anfangs gleich Streitereien um die finanzielle Vergütung zwischen Herrn Haß und dem damaligen Kirchenrechner, Herrn Paul Zimmer. Diese konnten jedoch beigelegt werden, nachdem Pfarrer Moll Herrn Haß überreden konnte auch das Küsteramt zu übernehmen. Wie hieraus abzuleiten ist, war es damals wie heute schwierig in Lauterbach einen Organisten und Chorleiter ausreichend zu entlohnen, ohne dass er zusätzlich Tätigkeiten übernahm.

Zu Beginn des Jahres 1898 legte der dann 65 jährige Franz Haß sein Organisten- und Choramt nieder. Danach, so ist aus den alten Aufzeichnungen zu interpretieren, gab es unter dem neuen Präses, Pfarrer Johann Jodok Sebastian, wechselnde Chorleiter. Dies waren in der Regel junge Männer aus dem Gregoriushaus in Aachen kurz nach ihrer  Ausbildung zum Organisten und Chorleiter. Wegen der mangelhaften Bezahlung
war jedoch keiner der Männer zu halten.

Mit diesem Problem sah sich auch Pastor Robert Wagner konfrontiert, als er am 22. April 1907 die Pfarrgemeinde übernahm. Er engagierte zunächst Johann Nöthen, den wiederum bereits 1912 Organist Küpper ablöste. Wenn schon der Beruf seinen Stand nicht ernährt, so musste halt wieder ein Lehrer her, dachte sich Pastor Wagner und gewann den im Ruhestand lebenden Lehrer Weirich, liebevoll auch “ Papa Weirich“ genannt. Er führte  zum Chorgesang das Zither- und Geigenspiel ein. Die von ihm mit Unterstützung dieser Instrumente auf die menschlichen Gefühle abzielenden Liedvorträge lockten auch viele Besucher von jenseits der Grenze in die Lauterbacher Pfarrkirche. Papa Weirich, der den
Chor bis 1923 leitete, wurde dann von Lehrer Josef Henne abgelöst. Unter seiner  Stabführung wuchs die Zahl der Sängerinnen und Sänger auf 45 an. Leider war diese „Blütezeit“ nur von kurzer Dauer, denn wohl aufgrund von unüberbrückbaren Differenzen mit Pastor Karl Loyo ( dieser hatte im Oktober 1925 als Nachfolger von Pastor Wagner die Pfarrei übernommen) legte sowohl Lehrer Henne sein Amt nieder als auch ein großer Teil der Chormitglieder ausschied. Den Restchor übernahm dann Heinrich Mees ( geb. 1905 in Körprich, + 1976 in Lauterbach). Mees war von Beruf Bergmann und hatte seine Organistenausbildung ebenfalls im Gregoriushaus in Aachen genossen.

Nach höchstens einem halben Jahr wurde er abgelöst von Jakob Bechtel, mit dem eine neue große Ära für den Kirchenchor Lauterbach begann. Im gleichen Jahr gekommen wie Pastor Heinrich Schuh verstand er es, viele junge Lauterbacher für den Chorgesang zu gewinnen, so dass zeitweise bis zu 100 Sängerinnen und Sänger aktiv waren. Der Chor
war so stark besetzt, dass er in der Lage war, so bekannte Opern wie “ Der  affenschmied“ und „Der Freischütz“ aufzuführen und mit Solisten aus den eigenen Reihen zu besetzen.

Da für die erreichte Professionalität das alte Harmonium nicht mehr ausreichte, musste eine angemessene Orgel her. Am 26. Juli 1931 war es dann soweit, die heutige imposante Orgel ( 2500 Pfeifen/38 Register ) der Pfarrkirche St.Paulinus Lauterbach wurde eingeweiht. 1937 dann, für die Lauterbacher überraschend, wurde Bechtel von Püttlingen abgeworben. Die große Ära war vorbei.

Nach Bechtel waren als Aushilfsdirigenten zunächst Musiklehrerin Leist als auch wieder Herr Mees sowie ein Herr Schmitz (schwarzharig, gutaussehend und Frauenschwarm) aus Meyen in der Eifel tätig. Die Proben fanden damals im Gasthaus „ZUM WARNDT“ statt ( dienstags und freitags ) und am Sonntagmorgen nach dem Hochamt in der Kirche.

Sehr zum Leidwesen der jungen Damen, verließ Schmitz Lauterbach nach wenigen Monaten und wurde von einem Herrn Pohl, Organist aus Niedaltdorf abgelöst, unter dessen Dirigentschaft die Primiz von Pater Josef Zimmer im April 1939 fiel.

Der Ausbruch des 2. Weltkrieges und die damit verbundenen Evakuierungen bedingten weitere wechselnde Engagements von Lehrerin Leist, wiederum Heinrich Mees sowie bis zu dessen Rückkehr 1946 aus dem Krieg Herrn Heribert Dreistadt.

Nachdem Heinrich Mees in Lauterbach zurück war, übernahm er wiederum das Amt des
Organisten und Chorleiters, welches er bis 1952 nebenberuflich ausübte. In Anbetracht der schauspielerischen Talente einiger Chormitglieder wagte sich Mees an Operetten wie „DER BETTELSTUDENT“, „WINZERLIESEL“ und „MÄDCHEN VOM NECKARSTRAND“
welche teilweise auch in den französischen Nachbargemeinden aufgeführt wurden. Der Erlös aus diesen Aufführungen wurde für die Anschaffung der neuen Glocken für den „Warndtdom“ im Jahre 1951 gespendet. Als 1. Vorsitzende fungierten in der  Nachkriegszeit zunächst Johann Wirbel und später Johann Zimmer. Die Sängerschar
zählte in dieser Zeit im Schnitt 40 Sängerinnen und Sänger.

Mit dem inzwischen (im Nov. 1949) für Pfarrer Schuh gekommenen Pfarrer Josef Veauthier ging allmählich das Engagement von Heinrich Mees zu Ende. Der neue
Pfarrer wollte unbedingt einen hauptamtlichen Organisten, der auch das Küsteramt ausüben sollte.

So wurde im Jahre 1952 ein 19 jähriger junger Mann namens Heinz Lieblang angestellt.
Ihm verdanken wir unter anderem unser „PAULINUSLIED“, welches er eigens für unserer Patronatsfest komponiert hat. Auch ein Kinderchor (ca.15 Kinder) wurde von ihm
gegründet. Vorsitzender in dieser Zeit war Fredi Thielen. Bereits 1954 hat Heinz Lieblang Lauterbach jedoch wieder verlassen.

An seine Stelle trat Herr Eduard Henrichs aus Reil an der Mosel, den meisten Lauterbachern noch bekannt als “ da Edi“. Eduard Henrichs prägte fast 50 Jahre lang das Orgelspiel und den Kirchenchorgesang in Lauterbach. Waren es bis Mitte der 60er Jahre noch gregorianischer Choral und lateinische Messen die der Chor zu Gehör brachte, so führte das II vatikanische Konzil hier zunächst zu einem nicht unerheblichen Wandel.
Alle Gottesdienste konnten von nun an in der Muttersprache gehalten werden. So vollzog sich, wenn auch anfangs nur allmählich, auch in der Kirchenmusik der Übergang ins deutsche. Da aber die Deutschkompositionen ( basierend auf dem ab 1975 einführten neuen Gesang und Gebetbuch „Gotteslob“ ) oft weniger gelungen waren, greift man heute gerne wieder auf die lateinischen Gesänge zurück.

Aber nicht nur in der Kirche war der Kirchenchor zu hören, sondern insbesondere auch bei den jährlich stattfinden Gemeinschaftskonzerten der kulturtreibenden Vereine waren wir ab Anfang der 60er Jahre dabei. Zum weiteren Erscheinungsbild gehörten auch öffentliche Auftritte zu den verschiedensten Anlässen wie z.B. bei Vereinsjubiläen,  Veranstaltungen der Gemeinde, Krankenhauskonzerte etc. Besonders zu erwähnen ist das Rundfunksingen anlässlich der 275-Jahr Feier sowie Mitgestaltung einer Rundfunkmesse
des Saarländischen Rundfunks in St.Avold. Die vielen Auftritte, bedingt durch das sowohl kirchliche als auch weltliche Engagement, erforderten erheblichen Probenaufwand. Trotzdem waren alle mit Freude dabei. Zur Belohnung gab es dann jede Menge Gelegenheiten zum geselligen Beisammensein bei Grillfesten, Familienabenden und Vereinsfahrten ( z.B. nach Gondorf/Eifel, Ülzen in der Lüneburger Heide, Marktredwitz,
Elsaß, Paris, München).

Im Jahre 1990 feierte der Chor sein 125 jähriges Bestehen mit einem Festakt sowohl in der Kirche als anschließend auch in der Lauterbachhalle unter Mitwirkung befreundeter Chöre. In der Folge schmolz die Zahl der Chormitglieder aus den verschiedensten Gründen immer mehr zusammen. Insbesondere durch die Pensionierung von Edi Henrichs im Jahre 1993 sowie die etwa gleichzeitig einhergehende Auflösung des Vorstandes gab es Probleme den Chor zu halten. Mit verschiedenen Aushilfsdirgenten ( u.a. Hans Werner Becker ) sowie dem dann einige Zeit später wieder übernehmenden
Edi gelang es, wenn auch auf Sparflamme ( es wurde nur noch in der Kirche gesungen ) den Kirchengesang am Leben zu erhalten. Die Sängerschar war von ca. 30 im  Jubiläumsjahr auf 14 – 15 gesunken. Ein gravierender Einschnitt war dann der Tod von Edi Henrichs im November 2002. Der Chor stand wieder vor dem Aus. In dieser schwierigen Situation hat dankenswerterweise unser Chormitglied Rüdiger Bialy sich bereit erklärt, die Leitung zu übernehmen. Mit neuem Mut und Elan ging man gemeinsam daran das kleine Pflänzchen wieder zu entwickeln.

Es wurden neue Sängerinnen und Sänger gewonnen, so dass der vierstimmige Kirchengesang zur vollsten Zufriedenheit und Anerkennung der Gläubigen weiter gepflegt werden konnte. Die neu gewonnene Harmonie hielt leider nur bis zum Juli 2006. Zum 1. August 2006 legte Herr Bialy sein Dirigentenamt nieder und in der Folge kam es bedauerlicherweise dann auch zum Bruch mit dem Chor.

Trotz alledem wollen wir versuchen den Kirchenchor in Lauterbach, auch aus Verantwortung zur Tradition ( 146 Jahre ohne Unterbrechung), zu halten. Was wäre
eine Feiertagsmesse ohne Kirchenchorgesang. Zur Zeit probt der Chor zusammen mit den
Kirchenchören aus Ludweiler und Geislautern unter der Leitung von Franz Josef Hümbert ( Organist auch in Lauterbach ) die „Missa Brevis in F“, sog. Jugendmesse von Josef Haydn. Diese soll in der feierlichen Messe zum 300. Gründungstag von Lauterbach am
11.02.2007 aufgeführt werden.

(Quelle: Festschrift „300 Jahre Lauterbach“ aus dem Jahre 2007)