Schon im Jahre 1900 wurde von Pastor Sebastian ein Bauverein gegründet, der es sich zur Aufgabe stellte, eine neue Kirche zu bauen, da die bisherige wegen der stark gewachsenen Einwohnerzahl zu klein geworden war. Dank der unermüdlichen Sorge der beiden Pfarrer Sebastian und Wagner wuchs das Kapital in 10 Jahren auf 120.000 Goldmark.
Der Bauantrag wurde am 22. Januar 1911 eingereicht, der Bauerlaubnisschein bereits am 26. April 1911 ausgestellt.
Am 02. Juli 1911 legte Pastor Wagner unter großer Beteiligung der Pfarrkinder, der einheimischen Vereine und auswärtiger Gäste den Grundstein. Mit der Anfertigung der Pläne war der bekannte Kirchenbaumeister Architekt Peter Marx aus Trier beauftragt.
Übersicht der ausführenden Handwerksbetriebe:
- Erd-, Maurer- und Steinhauerarbeiten: Michael Bour & Johann Schneider – Ludweiler
- Betonarbeiten: Kleppel & Elbs – Metz
- Dacharbeiten: P. Zay – Differten
- Zimmerarbeiten: Joh. Detemple – Lauterbach
- Klemptnerarbeiten: Peter Kerner – Lauterbach
- Schreinerarbeiten: P. Becker – Lauterbach
- Schlosserarbeiten: B. Scherer – Lauterbach
- Gipserarbeiten: Gebr. Steffensky – Sulzbach
- Bildhauerarbeiten: L. Hack – Trier
- Glasfenster: Firma Binsfeld – Trier
- Bodenbelag: Schwenk – Ulm
- Portale: Eckel – Kaiserslautern
- Malerarbeiten: Kiesgen – Speyer + Kaufmann – München
- Glocken (1951): Fa. Paccard – Annecy (Frankreich)
- Orgel: Fa. Späth – Ennetach-Mengen
Am 27. Juli 1912 konnte die Rohbauabnahme beantragt werden. Ende August war der Bau vollendet. Dazwischen lagen für Pastor Wagner und viele Lauterbacher Helfer eine Zeit aufopferungsvoller Arbeit und schlafloser Nächte.
Die mit 144.000 Goldmark veranschlagte Baukostensumme erhöhte sich auf 196.500 Mark.
Trotz großer Schwierigkeiten wurde der Bau innerhalb von kaum zwei Jahren fertiggestellt und konnte am 01. September 1912, am Fest des Kirchenpatrons, des heiligen Paulinus, eingesegnet werden. Konsekriert wurde die Kirche aber erst am 22. Mai 1919 durch Bischof Michael Felix Korum.
Das mächtige, imponierende Gebäude erhebt sich auf dem alten Friedhof. In romanischen Formen gehalten, ist die Kirche doch ein Produkt der Neuzeit. Sie ist dreischiffig mit Querschiff, 41 Meter lang, 18 bzw. 24 Meter breit und hat im Innern eine lichte Höhe von 14 Metern. Eigenartig ist die Empore konstruiert, der kleinere Teil, etwas in der Höhe nach oben versetzt, für die Orgel und den Chor, der größere Teil links und rechts davon fasst ca. 200 Menschen; zu ihnen hinauf führen zwei Wendeltreppen.
Der 9 Meter breite und 7 Meter tiefe Chor hat 2 große und 8 kleinere Fenster und liegt 4 Stufen höher als das Schiff. Die Neugestaltung des Altarraumes – beeinflusst von der neuen Liturgie – erforderte unter Pastor Mansion die Beseitigung des bisherigen Hochaltares, an dem der Priester in früherer Zeit die Messe mit dem Rücken zu den Gläubigen hielt. Das Antipendium des Barbaraaltares wurde für den neuen Altar verwandt und die wertvollen Teile der Kommunionbank im Barbaraaltar eingebaut. Aus Teilen der Ambonen ist die Sakramentsstele errichtet worden, worauf der Tabernakel steht. Das 1950 übermalte große Wandbild im Altarraum, das zur gleichen Zeit wieder freigelegt wurde, erstrahlt jetzt wieder in herrlichen Farben.
Zum erstenmal wurde die Kirche 1922 – 1923 durch die Kirchenmaler Kiesgen – Speyer und Kaufmann – München, kunstgerecht in Kaseinfarben ausgemalt. Der Malerei liegt folgende einheitliche Idee zugrunde. Das lebensgroße Bild des Welterlösers im Chor richtet, entsprechend der ehemaligen Inschrift, an alle Menschen die Bitte: „Kommet zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ Diese Einladung ist gerichtet an alle Stände, welche die Malerei in den Rundbogen des Querschiffes sinnbildlich darstellt, Einladung an die Kinderwelt (Jesus, der Kinderfreund), an die Verheirateten (Hochzeit zu Kanaa), an die verschiedenen Berufsstände (Bergpredigt) und an die Kranken und Sterbenden (Tod des hl. Josef).
In den Querschiffen hängen 14 Ölbilder, die den Kreuzweg Jesu darstellen.
Von den 12 neugestalteten Fenstern an den Wänden des Hauptschiffes sind besonders die Glasmalereimotive der „Kirchenpatron St. Paulinus auf dem Konzil zu Arles“ und das „Herz-Jesu-Bild“ zu nennen.
In der an der Eingangsfront liegenden Muttergottes-Kapelle stellten die schönen Fenster die Schmerzen Mariens dar und an den Säulenkapitälen erkennt man Bilder aus dem Leben Jesu. An ihren Wänden sind die Verstorbenen und Vermissten des 1. und 2. Weltkrieges mit Namen verewigt.
Auf dem mittleren Teil der Empore über der Muttergottes-Kapelle baute 1931 die Weltfirma Späth (Ennetach-Mengen) aus Süddeutschland die heutige große Orgel (38 Register auf 3 Manuale verteilt) ein.
Die schmalen Seitenschiffe enden in Nischen für die Nebenaltäre, während das Kreuzschiff als Barbara- bzw. als Taufkapelle ausgebildet ist.
Ein hohes Schieferdach überspannt die ganze Breite des Schiffes, und die mittlere kassetierte Tonne ragt hoch ins Innere des Dachraumes hinein, auf diese Weise bei wirkungsvoller Innenhöhe ein nach außen in Erscheinung tretendes Hochschiff ersparend. In diese mächtige Tonne sind auf jede Seite 6 ovale Fenster, die 12 Apostel darstellend, hineingelegt, die mit den Dachfenstern durch Schächte verbunden sind und so ihr Licht erhalten.
Zwei kunstvoll geschnitzte Beichtstühle in den beiden Seitenschiffen zeugen noch von der Zeit der Ohrenbeichte.
Der in dem Winkel zwischen Chor und rechts davon gelegenen Barabara-Kapelle eingebaute Sakristeibau besteht aus einer großen Priestersakristei und dem Vorraum, wo neuerdings eine Toilette eingebaut ist, während auf der anderen Seite des Chores ein Utensilienraum angebaut wurde. Von dem Vorraum zur Sakristei führt eine Treppe in den über diesen Räumlichkeiten liegenden Saal, der zu Unterrichtszwecken und als Übungszimmer für den Kirchenchor dient. Chor und Sakristei sind in der ganzen Breite der Kirche unterkellert. Es befinden sich dort die Heizungsanlage bzw. Abstellräume.
Der erste Weltkrieg fordert auch von den Lauterbachern das schwere Opfer der Herausgabe ihres herrlichen Glockengeläutes. Das Lagerbuch der Pfarrgemeinde schreibt unter dem Datum vom 16. Juni 1917: „Mit großem Schmerz gingen Pfarrer und Kirchenvorstand und Arbeiter daran, unsere herrlichen Glocken abzumontieren, am 15. Juni läuteten die Glocken zum letzten Male eine Stunde lang zum Abschiede. Mit Tränen in den Augen hörten die Lauterbacher das Abschiedsläuten.“ Mit den Glocken musste auch der größte Teil der Orgelpfeifen abgegeben werden. Anfang 1922 sorgte man für einen bescheidenen Ersatz des ehemals prachtvollen Glockengeläutes. Unter Pastor Veauthier konnten im Jahre 1951 wieder vier neue schöne Glocken aus der Glockengeißerei Paccard in Annecy (Frankreich) mit elektrischem Läutewerk zum Preis von vier Millionen Franken angeschafft werden.
Alles in allem ist die Lauterbacher Pfarrkirche ein kirchliches Bauwerk, nicht so sehr von geschichtlichem, sondern mehr von ästhetischem Wert, sowohl beim Anblick von außen als auch von innen.