Die erste kirchliche Heimat hatten die Lauterbacher Katholiken in der kath. Kirchengemeinde Creutzwald im benachbarten Frankreich. Sie feierten die Gottesdienste, mussten sich aber auch an den Kosten von kirchlichem Leben beteiligen. Nach den neuen Regelungen durch das Konkordat von 1801 zwischen Napoleon Bonaparte und Papst Pius VII. wurde Lauterbach Filiale der neugegründeten trierischen Pfarrei St. Barbara in Emmersweiler. Ein sehr schlechter Tausch für die Katholiken, so dass die Bischöfe von Trier und Metz übereinkamen, dass die Katholiken aus Lauterbach, weiterhin in Creutzwald am pfarrlichen und kirchlichen Leben teilnahmen. Sicherlich nicht die beste Lösung und so kam es in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zu Spannungen und Problemen. Der Wunsch nach einer eigenen Kirche und eigenen pfarrlichen Rechten wurde immer größer. Im Juli 1855 ordnete der preußische König Friedrich Wilhelm VI. an, dass in Lauterbach ein „katholisches Pfarrsystem“ zu errichten und der Pfarrer entsprechend der staatlichen Besoldung zu entlohnen sei. Hinzu kam ein „königliches Gnadengeschenk“ von 3000 Talern zum Bau der Kirche und des Pfarrhauses.
Wilhelm Arnoldi, Bischof von Trier, geb. 4. Jan. 1798 zu Badem bei Bitburg in der Eifel, besuchte das Priesterseminar in Trier, empfing 1821 die Priesterweihe und erhielt bald darauf eine Professur der orientalischen Sprachen und der geistlichen Beredsamkeit am Priesterseminar zu Trier, die er jedoch 1826 mit der Pfarrei zu Laufeld in der Eifel vertauschte, von wo er 1831 als Stadtpfarrer nach Wittlich, 1834 als Domprediger und Domkapitular nach Trier berufen wurde.
Seiner Wahl zum Bischof 1839 verweigerte die Regierung die Bestätigung, weil W. Arnoldi in der Frage der Mischehen als Gegner derselben aufgetreten war, und genehmigte erst
unter Friedrich Wilhelm IV. eine zweite Wahl 1842. Am 18. Sept. 1842 geweiht und inthronisiert zeigte er sich streng kirchlich, begünstigte die Stiftung von Klöstern und stellte die Disziplin des Klerus wieder her. Großes Aufsehen erregte die von ihm 1844 veranstaltete Ausstellung des ungenähten Rockes Christi, welche den Anlass zur deutsch-katholischen Bewegung gab. Indes handelte Bischof W. Arnoldi dabei ohne Nebenabsichten aus rein religiösen Motiven, wie er denn ein argloses, reines Gemüt besaß. Für kirchliche Kunst zeigte er hohes Interesse. Bischof Wilhelm Arnoldi starb am 7. Jan. 1864.
Von kirchlicher Seite kam der Trierer Bischof Dr. W. Arnoldi am 26. Mai 1856 in die Filiale Lauterbach um u.a. den Bauplatz für die neue Kirche und das Pfarrhaus zu begutachten. Mit Wirkung vom 28. Oktober 1856 war es dann soweit: Die kath. Kirchengemeinde St. Paulinus in Lauterbach wurde durch den Bischof Wilhelm Arnoldi gegründet. Ein Blick in die Abschrift der Gründungsurkunde gibt Einblick in die Notwendigkeit dieser Gründung.
Errichtung der Pfarrei Lauterbach St. Paulinus am 28. Oktober 1856
Textabdruck der Errichtungsurkunde.
(aus: Kirchliches Amtsblatt des Bistums Trier, Jahrgang 1858 S. 70 – 71)
Litterae dismembrationis Ecclesiae filialis in Lauterbach atque erectionis ejusdem in Ecclesiam parochialem.
Guilelmus Arnoldi, Miseratione divina et Sanctae Sedis Apostollcae gratia, Episcopus Trevirensis, Ss. Theologiae Doctor, Omnisbus et Singulis praesentes litteras lecturis salutem in Domino.
Officii Nostri Episcopalis postulat sollicitudo, ut pro indigentia Communitatum de propriis Sacerdotibus provideatur, quatenus non solum cultus divinus augeatur, sed et cura animarum maiori promptitudine et diligentiori observantia exerceri possit, atque sic animarum saluti et tranquillitati publicae prospiciatur.
Cum itaque pro parte Communitatis in Lauterbach, quae hucusque filialis parochiae Emmersweiler extiterat, Nobis expositum sit, quod pagus ultra sexcentos septuaginta quinque fideles in eo commorantes numeret, atque duabus leucis ab ecclesia parochiali Emmersweiler distet, ideoque proprio sacerdote indigeat ; cum insuper propria quoque ecclesia omnibus ad cultum divinum peragendum neccessariis instructa, ac domus pro sacerdote ibi deserviente ex munificentia regia de novo erigantur ac aedificentur : Nos accedente Venerabilis Capituli Nostri cathedralis assensu, praefatam Communitatem in Lauterbach, parochiae Emmersweiler filialem, in Ecclesiam parochialem sub titulo Sancti Paulini, Episcopi Trevirensis et Martyris erigimus, ipsique omnia iura et privilegia parochialia concedimus, approbantes, confirmantes et assignantes pro Congrua seu Competentia futuri parochi in Lauterbach praeter iura stolae usu ibidem introducta, tam reditus illos, quos aerarium publicum parocho solvit, et qui ad centum triginta et unum Thalerum septem grossos argenteos et sex Pfenningos excurrunt, quam quos communitas ipsa ei tribuere se obligavit.
In quorum fidem hoc praesens instrumentum publicum erigi curavimus, propria manu subsignavimus et sigillo Nostro Episcopali maiori communiri iussimus.
Treviris di vigesimo octavo mensis Octobris, anno Domini millesimo octingentesimo quinquagesimo sexto.
(+) Guilemus Episcopus Trevir.
Bereits im Jahre 1900 wurde der Bauverein für den Neubau der Pfarrkirche gegründet um Geld zu sammeln. Der Bauantrag wurde 1911 gestellt und genehmigt. Am 02. Juli 1911 erfolgte die Grundsteinlegung, am 27 Juli 1912 war der Rohbau fertig, am 01. September 1912 wurde die Einsegnung der neuen Kirche gefeiert. Konsekriert wurde sie am 22. Mai 1919 durch Bischof Michael Felix Korum. Seit der ersten Nutzung als Gotteshaus bis in diese Tage wurde die Kirche und ihr Innenraum immer wieder verändert und dem Geschmack der Zeit angepasst. Jede Zeit hat ihre Spuren nachdrücklich und einmalig hinterlassen. Das heutige, imposante Erscheinungsbild des „Warndtdoms“ im Inneren ist u.a. auf die große, geglückte Renovierung Anfang der neuziger Jahre des letzten Jahrhunderts zurückzuführen.
Das erste Geläute musste im 1. Weltkrieg abgegeben werden, zwischen den Kriegen gab es einen bescheidenen Ersatz. Seit 1951 erklingt das heutige prachtvolle vierstimmige Geläut und ruft die Gläubigen zum Gottesdienst in den „Warndtdom“.
Die Orgel wurde 1931 durch die Weltfirma Späth in der Kirche eingebaut. Sie wurde in den letzten Jahren renoviert und umfasst 38 Register auf drei Manuale verteilt.
Im August 1857 wurde der Grundstein zur ersten Kirche gelegt, ihre Einsegnung erfolgte am 28. August 1860. Mehr als 50 Jahre diente dieses Gebäude den Lauterbachern als Kirche. Nach dem Neubau des Gotteshauses wurde das Gebäude zum Schulhaus umgebaut und 1980 wurde es abgerissen.
Seit dem Weggang von Pfarrer Otto Mansion im Jahre 1980 müssen sich die Lauterbacher Katholiken ihre Pfarrer mit anderen Gemeinden teilen. Von 1980 – 1988 waren Lauterbach und Ludweiler zusammen. In dieser Zeit standen dem Pfarrer u.a. Kapläne (Manfred Tüx und Gerhard Jacob), Diakone (Lothar Wilhelm und Manfred Weber) sowie Gemeindereferentin (Martha Trenz) in der Seelsorge zur Seite. Von 1988 – 2005 bildete die Kirchengemeinde Lauterbach mit der Pfarrei Herz Mariae in Dorf im Warndt eine Seelsorgeeinheit. Als Hilfe standen, neben einigen Pastoralpraktikanten für einige Wochen, u.a. Diakone (Ulrich Schäfer und Peter Leick) mit in der Seelsorge vor Ort. In der Dienstzeit von Pfarrer Weilhammer wurde am 10. Juli 2005 die „Pfarreiengemeinschaft Lauterbach – Ludweiler – Geislautern“ mit insgesamt 7300 Katholiken in 3 Pfarreien errichtet. Am 01.09.2011 wurde unter Pfarrer Altmeyer die neue „Pfarreiengemeinschaft Warndt“ mit nahezu 17.000 Katholiken gegründet.
Dreimal erklangen die Glocken von St. Paulinus um zur „Primiz“ zu rufen. „Primiz feiern“, d.h. ein neugeweihter Priester feiert zum ersten Mal in seiner Heimatkirche und mit seiner Heimatgemeinde die Eucharistie. Dieses besondere Ereignis feierte 1938 der bereits verstorbene Pater Josef Zimmer, 1972 Roland Senzig (z.Zt. Kooperator in Schmelz) und 1989 Heinz Haser (Pfarrer und Dechant in Bous). Marianne Kühn und Katharina Detemple haben sich als Ordensfrauen Christus in besonderer Weise geweiht.
Möge der „Warndtdom“ in seiner markanten baulichen und bildlichen Ausdruckskraft,… mögen die Menschen, die in dieser Kirche St. Paulinus lebendig und froh Gottesdienst feiern,… mögen die vielen Christen vor Ort mit der gelebten Botschaft der Liebe Gottes viel dazu beitragen, dass das Leben auch in der veränderten Zukunft in Lauterbach lebenswert bleibt.
Bischöfliches Schreiben über die Ausgliederung der
Filialkirche in Lauterbach und ihre Erhebung zur Pfarrei
Wilhelm Arnoldi durch Gottes Erbarmen und des Heiligen apostolischen Stuhles Gnade, Bischof von Trier und Doktor der Heiligen Theologie, Heil und Segen im Herrn allen und jedem einzelnen, der die vorliegende Urkunde liest.
Die Sorgfalt bei der Ausübung unseres bischöflichen Amtes verlangt es,
entsprechend den Erfordernissen in den Gemeinden für eigene
Priester zu sorgen, damit nicht nur die Verehrung Gottes
vertieft, sondern auch die Seelsorge wirkungsvoller
und umfassender durchgeführt werden kann und so
das Wohl der Gläubigen gewährleistet ist
und geordnete Verhältnisse
bestehen.
Was den Teil der Kirchengemeinde in Lauterbach betrifft,
der bis zu diesem Zeitpunkt Filialkirche Emmersweiler war,
wurde uns dargelegt, dass der Ort 675 Gläubige zählt,
zwei Meilen von der Pfarrei Emmersweiler entfernt liegt
und somit eines eigenen Pfarrers bedarf.
Darüber hinaus wird auch eine eigene Kirche mit allem für den Gottesdienst Notwendigem
und ein Wohnsitz für den dort Dienst tuenden Priester aufgrund großzügiger Spenden neu
eingerichtet und gebaut.
Deshalb erheben wir mit Zustimmung unseres hochwürdigen Domkapitels die oben erwähnte Kirchengemeinde in Lauterbach,
Filialkirche von Emmersweiler, zur Pfarrei mit dem
Namen des Heiligen Paulinus, Bischofs von Trier und Märtyrers,
und gewähren ihr alle Rechte und Privilegien einer Pfarrei.
Wir billigen, anerkennen und setzen – anstelle von Pfründeneinkommen oder sonstigen
Rechtsansprüchen des kommenden Pfarrers in Lauterbach und abgesehen von den Stolgebühren, wie sie dort üblich sind – ein Einkommen fest,
das die Staatskasse einem Pfarrer zahlt und sich auf 131 Taler,
7 Silbergroschen und 6 Pfennige beläuft. Die Kirchengemeinde
selbst verpflichtet sich dementsprechend es ihm zuzuweisen.
Im Vertrauen darauf haben wir diese vorliegende Urkunde erstellen lassen, mit eigener
Hand unterzeichnet und mit unserem amtlichen bischöflichen Siegel beglaubigen lassen.
Trier, den 28. Oktober im Jahr des Herrn 1856
(+) Wilhelm, Bischof von Trier